Bierstadt München
Auch wenn heute der ererbte Immobilienbesitz der Brauereien den größten Teil zum Holding-Ergebnis beisteuert (was angesichts des örtlichen Mietmarkts nicht verwundern kann), gilt München doch in aller Welt mit seinem Hofbräuhaus und dem Oktoberfest als (Haupt-)Stadt des Bieres. Andere Industriesparten werden nicht in gleicher Weise wahrgenommen, nutzen diese Tradition jedoch als effektiven Türöffner im Wettbewerb.
Runde Köpfe, feiste Wänste
Oberbayern und die Landeshauptstadt waren über Jahrhunderte ländlich geprägt. Daraus resultierte eine gewisse Bauernschläue, die ihren Vorteil zu wahren weiß. Bevor sich hier der Laptop zur Lederhose gesellte, verstanden die Wittelsbacher sich als Bollwerk des Katholizismus, was die Kurwürde einbrachte, und das zeitweilige Bündnis mit Napoleon den Königstitel.
Die auch bei offiziellen politischen Anlässen gern zur Schau gestellte Folklore orientiert sich dabei an altüberkommenen Klischees und stereotypen Verhaltensmustern, die „dem Bayern“ von norddeutschen, protestantischen Aufklärern zugesprochen wurden – und das bereits im 16. Jahrhundert! Beispiele werden an diesem Abend zu hören sein. Die bayerische „barocke“ Spielfreude, im Zuge der Gegenreformation von den Orden und mit Aufkommen des Tourismus im 19. Jahrhundert aus kommerziellem Interesse gefördert, tun ihr Übriges. Auch hierzu werden Stimmen zitiert.
Bock- und Salvatorkeller
Wir danken Hofbräu München für die freundliche Unterstützung!
Beide Schänken weltlicher und geistlicher Provenienz werden in zeitgenössischen Texten und Bildern als Paradebeispiele Münchner Bierkultur lebendig vor Augen gestellt. Weitere Themen sind die Wirtshausraufereien, die Radiweiber und nicht zuletzt die Bierbank, die im Mittelpunkt der legendären Bierprobe steht. Auch wir „bestuhlen“ unser Casino entsprechend, ohne jedoch – aus rein hygienischen Gründen, nicht aus Sorge um die Qualität des von Hofbräu gestifteten Maibocks – dazu aufzufordern, es den Bierkiesern gleichzutun. Freuen Sie sich auf einen herrlichen, aber auch nachdenklichen Abend!
Die Mitwirkenden
Maria Hafner war bereits mit den Zwirbeldirn unser Gast, arbeitet inzwischen aber auch als Schauspielerin an der Schnittstelle von Musik und Theater. Das Herz des Münchner Tubisten, Pianisten und Komponisten Florian Burgmayr schlägt neben der Musik auch für DADA- und GAGA-Lyrik. Gemeinsames Projekt: 1. Giesinger Hamsterrat.
Monika Manz ist sowohl in Kino- als auch in Fernsehfilmen zu sehen. Letzter Kinofilm: Wackersdorf, letzte Serie: Die Akte Lansing.
Roland Astor ist gebürtiger Salzburger und in Wien aufgewachsen. Er trat in vielen Film- und Fernsehproduktionen sowie den Musicals Hair und Godspell auf. Sprecher in zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern.
Claus Obalski begann an den Münchner Kammerspielen (Wedekinds Lulu). Paraderolle: der Boandlkramer im Brandner Kasper, 9 Ludwig-Thoma-Hörbücher. Als Ulla Schmidt am Nockherberg. Beide Schauspieler bei uns zuletzt mit den Letzten Tagen der Menschheit von Karl Kraus und in der Grattleroper.
Thomas Schwarz hat das Programm zusammengestellt, moderiert und feiert an diesem Abend seinen Abschied von der SWW.
Text: Thomas Schwarz. Fotos und Reproduktionen: Thomas Schwarz. Veranstaltungsfotos: Alfons Kunze.
