Lyrik trifft Musik – mit Beate Himmelstoß und Heinz Grobmeier

Mittwoch

06. Februar 2019
19:30 Uhr

Lyrik trifft Musik

Beate Himmelstoß, die Sprecherin des Bayerischen Rundfunks, liest Texte von Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Heinrich Heine und Felix Hörburger und der Multiinstrumentalist Heinz Grobmeier interpretiert das Ganze musikalisch mit individuellem Instrumentarium wie Pocket Clarinet, Skuddehorn, Double Ocarina und gotischem Hackbrett.

Wilhelm Busch in Bayern

Max und Moritz haben Wilhelm Busch weltberühmt gemacht. Das zeigen nicht zuletzt die Übersetzungen in viele Sprachen (auch ins Lateinische und zahlreiche Dialekte) sowie Parodien wie Marx und Maoritz. Man weiß inzwischen, dass diese Lausbubengeschichte in sieben Streichen autobiografische Elemente enthält und für Max Erich Bachmann, der befreundete Müllersohn aus Ebergötzen, und für Moritz Busch selbst Pate gestanden haben. Busch gilt weithin als norddeutscher Comic-Pionier; das aber greift zu kurz, denn entscheidende Phasen seines künstlerischen Lebens fanden in München statt.

Der musisch begabte Busch war ein unangepasster Einzelgänger, der sein Maschinenbaustudium kurz vor dem Abschluss hinwarf und als Maler an die Kunstakademie Düsseldorf und später Antwerpen wechselte. Aller Illusionen beraubt, erkrankt er schwer. 1854 übersiedelt er nach München, wohin er mit Unterbrechungen bis 1881 immer wieder zurückkehrt. Auch hier missfällt ihm der akademische Lehrbetrieb und so verkehrt er hauptsächlich in der Künstlerszene der Landeshauptstadt mit ihren vielen, untereinander konkurrierenden geselligen Vereinigungen und deren berühmten Faschingsfesten.

Brannenburger Malerkolonie

Im Verein Jung-München sammelte sich die junge Künstlergeneration, die zugleich einen Großteil der Brannenburger Malerkolonisten stellte. Von Busch ist ein Skizzenbuch mit Motiven aus dieser Inntalgemeinde erhalten.

In seinen Münchner Anfangsjahren illustriert er Kneip-Zeitungen, Theaterzettel, Karikaturen-Alben und betätigt sich sogar als Opernlibrettist. Das Blatt auf dem obigen Foto-Portrait nennt seine von den Kiefersfeldener Ritterspielen inspirierte romantische Oper Liebestreu und Grausamkeit. Seine Operette Der Vetter auf Besuch inszeniert gegenwärtig die Karlsruher Salonoper (Uta Buchheister). Nach einem Streit mit dem Komponisten Georg Kremplsetzer zog Busch hier seinen Namen als Autor wieder zurück.

In den geselligen Kreisen der Münchner Bohème verkehrt er mit erfolgreichen Malern, Architekten und Musikern, nutzt solche Verbindungen jedoch nicht, um der Öffentlichkeit eigene Gemälde zu präsentieren (was er auch zeitlebens vermeidet). Viele seiner kleinformatigen Werke vernichtet er. Er malt meist auf minderwertigem Untergrund mit billigen Farben; ihr Nachdunkeln vermittelt oft einen falschen, fast monochromen Eindruck.

Zwischen 1860 und 1863 liefert Busch über hundert Beiträge für Kaspar Brauns Münchener Bilderbogen und Fliegende Blätter; 1865 folgt sein erfolgreiches Kinderbuch.

Nach einem peinlichen Auftritt des betrunkenen Busch 1881 sieht München ihn nicht mehr wieder. Immerhin sendet er 1907, ein Jahr vor seinem Tod, „die allerschönsten Grüße / nach München, der berühmten Stadt / die mir so gut gefallen hat / dass ich seit längst vergang‘nen Tagen / bis heute noch mit Wohlbehagen / und sicher bis zum Lebensschluss / getreu an sie gedenken muss.“

Text: Thomas Schwarz.  Veranstaltungsfotos: Rainer Köfferlein

Beate Himmelstoß und Heinz Grobmeier