Der Wilderer – Frevler und Held
Die Figur des Wildschützen gehört zum festen Bestand alpenländischer Kultur- und Sozialgeschichte. Im bayerischen Oberland blieben Erinnerungen an Wilderer besonders am Tegern- und Schliersee sowie im Isarwinkel lebendige Tradition.
Der Antagonismus Jäger und Wilderer zeigt sich vor allem in der Beurteilung des Eigentumsrechts an Tieren in freier Wildbahn. Denn beide Gruppen entstammen dem gleichen sozialen Milieu der Kleinbauern, Holzknechte und Tagelöhner. Der Jäger vertrat hier die Position der Obrigkeit, die die Jagd auf das die Fluren schädigende Wild für sich allein reklamierte, während die in ihrer Existenz stets bedrohte Landbevölkerung es als erlaubte Nahrungsergänzung ansah.
Weil drakonische Strafen drohten, lief es auf einen Kampf Mann gegen Mann hinaus – nach dem Motto „G’schwinder (schießen) ist g’sünder…“ Dramen und Tragödien waren vorprogrammiert: während einer abenteuerlichen Flucht oder bei einem Duell enger Freunde oder Verwandter, die sich aufgrund der Tarnung nicht erkannt hatten. Das gefahrvolle, Mut und Verwegenheit erfordernde Metier und die Opposition gegen die Autoritäten formten Helden, die auch erotisch attraktiv waren: „Was hat denn a Wildschütz? A Wildschütz hat nix/ wia a schwarzaugats Dirndl/ und an Abschrauberbüchs.“
Schlawiner & Grattler
Zu der breiten Wirkungsgeschichte der Wildererthematik in der Jäger-Fachliteratur sowie (häufig illustrierten) Erzählungen, Romanen, Gedichten, der Genremalerei und Kino- und Fernsehfilmen zählt auch Gerhard Loews „Grattleroper“. Wir haben dieses bairische Erfolgsmusical, das 1978 zuerst von der Iberlbühne gespielt wurde, als Lesetheater eingerichtet und der leicht gekürzten Fassung eine Erzählerin hinzugefügt.
Im Mittelpunkt steht die arme Bauernfamilie Fischlechner, deren Sohn im gräflichen Forst häufig wilderte und erschossen aufgefunden wurde. Wer hat diesen Mord auf dem Gewissen? Die Eltern beklagen resigniert und verbittert ihr Schicksal, doch die forsche Tochter gibt nicht auf. Ein Zigeuner gerät in Verdacht. Zugleich muss sich Maria dem Liebeswerben des gräflichen Verwalters und eines langjährigen Geschäftspartners der Familie erwehren. Die Situation droht zu eskalieren…
Mitwirkende
Agnes Kraus, die Erzählerin, tätig als Schauspielerin, Sprecherin und Coach. Derzeit zu sehen im Fools Theater Holzkirchen in „Außerhoib vo Edn“ von Gerhard Loew. Ebendort sowie in der Stadtbibliothek München-Bogenhausen sehr erfolgreiche Kinderprojekte wie die „Spielaktion Pirateninsel“.
Roland Astor, Fischlechner, ist gebürtiger Salzburger und in Wien aufgewachsen. Spielte in Bern, Zürich, Hamburg, Stuttgart und München und in vielen Film- und Fernsehproduktionen Hauptrollen sowie in den Musicals „Hair“ und „Godspell“. Zudem zahlreiche Hörspiele und sechs Hörbücher.
Barbara Kutzer, Fischlechnerin, hat seit 1979 mehr als 70 Rollen im Fernsehen gespielt. Derzeit ist sie Ensemble-Mitglied beim Tegernseer Volkstheater. Als überzeugte Volksschauspielerin liebt sie das Bairische, das sie nicht als derb empfindet, sondern als feinsinnig, mit erfrischender Zweideutigkeit.
Anna-Isabel Lohner, Maria, gibt in diesem Stück ihr Bühnendebüt. Künstlerisch trat sie bisher hauptsächlich als Studiosängerin auf. Als ihre berufliche Heimat bezeichnet sie die Post-Produktion, v. a. am Schneidetisch; hier ist sie an diversen Produktionen des ZDF und des BR beteiligt gewesen.
Claus Obalski, Pasolini, begann seine Karriere an den Münchner Kammerspielen. Seither übernahm er zahlreiche Rollen bei Film und Theater (z. Zt. den Boandlkramer im Brandner Kasper) und veröffentlichte neun Ludwig- Thoma-Hörbücher. Als Ulla Schmidt sorgte er am Nockherberg für Furore.
Peter Hoffmann, Oarstocker, nennt sich selbst „Lustspieler“ und ist hoffnungslos und ausdauernd mit den leichten Musen verbandelt. Als Rezitator, Sänger, Spieler und Tänzer ist er in Kabarett und Märchenstunde, Maskenund Tanzspiel unterwegs, begleitet von Orchestern, Pianör oder Drehorgel.
Hanno Sollacher, Stanzlinger, freiberuflicher Volksschauspiler seit 1982. Mitglied im Ensemble des Tegernseer Volkstheaters und der Ludwig-Thoma- Bühne in Rottach-Egern. Veranstaltet Lesungen („Brandner Kasper“, „Heilige Nacht“ von Thoma). Außerdem tritt er regelmäßig im Fernsehen auf.
Michael Lohner, Klavier & Musikalische Leitung, ist Geschäftsführer der Südbayerischen Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte, Vorstand der Lautensänger-Besemfelder- Stiftung und seit seiner Kindheit begeisterter Musiker im Bereich von Tasten- und Saiteninstrumenten.
Helmut Berger, Posaune, spielte bereits mit zehn auf der Geige und stieg bald auf die Posaune um. Es folgten Dixiland, Mittelalter- und Renaissance- Musik, Egerländer Blasmusik, Bierzeltmusik, bayerische Tanzmusi, Bigbandund New Orleans-Jazz. Er ist Oldtimer und Allrounder der „TroubleShooters“.
Mike Berwanger, Bass, Grafik-Designer, Musiker, bildender Künstler. Frontmann der Rockband „LYNX“, Mitglied der Gruppe „Die Schönen und das Biest“, wo er neben Bass und Gesang viele deutschsprachige Lieder beisteuert. Leitet die Agentur „Tausendblauwerk“, Mitglied der Künstlergruppe 1STEIN28.
Heike Knierim, Querflöte, freiberufliche Musiklehrerin. Wirkte ab 1990 in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen und Orchestern. Musikstudium in München. 2000/10 im Passionsorchester Oberammergau 1. Flöte. 1999–2003 Musikschule Garmisch-Partenkirchen, heute Bläserschule Lechrain.
Hejo Marx, Gitarre, gebürtiger Münchner, ist Lehrer und Psychologe sowie Musiker. War früher Gitarrist der Softrockband „Four of Us“. Mitglied der Rockband „LYNX“. Außerdem drei Jahre Begleitmusiker der Geschichtenerzählerin Katharina Ritter und jetzt der Sängerin Anna-Isabel Lohner.
Text: Thomas Schwarz. Fotos: Dieter Schnöpf